Mama Penee - Eine Auseinandersetzung mit dem Völkermord 9789994557004

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250,00 NAD each

Mama Penee

Eine Auseinandersetzung mit dem Völkermord

Uazuvara Ewald Kapombo Katjivena

ISBN 9789994557004

University of Namibia Press, January 2023

Jahorora Petronella Inaavinuise, die unter dem Namen Mama Penee bekannt wurde, war elf Jahre alt, als sie mit ansehen musste, wie Soldaten der Deutschen Schutztruppe ihre Eltern kaltblütig niederschossen. Das geschah während des Krieges, der von 1904 bis 1908 in Namibia stattfand und rückblickend als Genozid eingestuft wird. Als ein deutscher Soldat Jahorora vom Tatort wegwinkte, wurde ihr klar, dass es ihr bestimmt war, zu überleben. Ganz auf sich gestellt, begab sie sich auf die Suche nach Wasser und Nahrung und lernte, Gefahren zu vermeiden. Mehrere Monate war sie im damaligen Deutsch-Südwestafrika allein auf der Flucht. Ihr Mut und die Selbstständigkeit, die sie schon früh im Leben entwickeln musste, waren wesentliche Grundlagen für ihre spätere Weisheit, Gelassenheit und Erkenntnis dessen, was im Leben wirklich wichtig ist. Das vermittelte sie ihren Kindern und Enkeln in verschiedenen Lektionen, die diese einerseits genial, andererseits frustrierend fanden, weil sie ihre Fähigkeit zu selbständigem und unabhängigem Denken ständig
neu herausforderten. 

Mama Penees außergewöhnliche persönliche Qualitäten und ihr prägender Einfluss auf die Kinder und Enkel durchziehen diese Geschichte wie ein leuchtendes Vorbild. Einer ihrer Enkel hat sie mit großer Einsicht und liebevollem Verständnis niedergeschrieben, nachdem er sich ein Leben lang mit seiner Großmutter beschäftigt hatte. Auch literarisch gesehen ist dieses Buch etwas Besonderes, ist es doch eigentlich die mündliche Überlieferung einer Familiengeschichte, wie sie in der Tradition der Ovaherero an jüngere Generationen weitergegeben wird, um historische Ereignisse und grundlegende Werte zu vermitteln, die der Jugend helfen sollen, die Welt zu verstehen und einen eigenen Weg durchs Leben zu finden. In der Erzählung über Mama Penee werden Schrecken und Trauma von Kolonialkrieg und Völkermord durch Erinnerungen an Gutes und Böses auf beiden Seiten ausgeglichen. In Mama Penees eigenen Worten wird deutlich, wie sehr sie die menschliche Natur nicht nur verstehen, sondern auch akzeptieren gelernt hat.

Dem Autor gelingt es, bislang zum Schweigen gebrachten Individuen und Gemeinschaften Gehör zu verschaffen. Dass er mit der Erzählung über seine Großmutter, eine Frau aus dem Volk der Ovaherero, den Bericht einer Zeitzeugin des Völkermords vorlegt, ist einzigartig und besonders wertvoll.

Uazuvara Katjivena ist Linguist, Rundfunksprecher und Filmemacher. Während seiner Zeit im Exil (1964 bis 1989) war er leitender Funktionär der SWAPO und vertrat die Befreiungsorganisation in Ägypten und Algerien. Nachdem er 1990, anlässlich der Unabhängigkeit Namibias, ins Land zurückgekehrt war, trug er wesentlich dazu bei, die Namibian Broadcasting Corporation zur
neuen Stimme des Landes zu machen. Inzwischen im Ruhestand, lebt er zur Zeit mit seiner Frau in Norwegen. Er schreibt im historischen Kontext über seine kulturellen Wurzeln, um die mündlichen Überlieferungen für seine Familie und künftige Ovaherero-Generationen zu bewahren.

Aus dem englischen übersetzt

Mama Penee - Transcending the Genocide